Unser Flug nach Auckland hob pünktlich um 00.10 Uhr ab. Das Flugzeug eine Boing 787 war nagelneu. Das Entertainmentsystem auf dem aktuellsten Stand und sogar die Fenster ließen sich per Knopfdruck in 5 Stärken abdunkeln. Leider war das Flugzeug so modern, dass ich zum ersten Mal nicht meinen Flug per GPS aufzeichnen konnte, obwohl ich einen Fensterplatz hatte.
Die fast 13 Stunden Flug verbrachten Eva und ich unterschiedlich. Während Eva einen Film startete und nach einer knappen halben Stunde schlafend neben mir saß, schaffte ich es einen Film ganz zu schauen bevor das Abendessen, Rinder Briskett mit cremiger Polenta und grünem Spargel serviert wurde. Generell war der Flug nicht spektakulär, weder große Turbulenzen noch sonstige erwähnenswerte Vorfälle waren zu vermelden und so landeten wir fast 45 Minuten vor der geplanten Zeit in Auckland um 4.40 Uhr.
Die Einreise nach Neuseeland war genauso unaufregend wie der Flug dorthin. Jedoch brauchten wir geschlagene 2 Stunden um durch den Zoll zu kommen. Dieser kontrolliert jedes Gepäckstück nach Samen, Früchten, Wasser und Tierprodukten. Da wir zwar diverses auf unserer Einreisekarte angegeben hatten, dies aber schon verarbeitete Produkte wie Süßigkeiten oder Knabberzeugs waren, hatten wir auch hier keine Probleme. Nach dem Einreiseprozedere knurrte uns ein wenig der Magen und deshalb holten wir uns eine Kleinigkeit zum Frühstück bei einer der im Flughafen ansässigen Fastfoodketten. Frisch gestärkt und überraschenderweise ohne nennenswerten Jetlag organisierten wir uns noch eine neuseeländische SIM-Karte und vertrieben uns die Zeit im kostenlosen WLAN bis unser Shuttle uns pünktlichst um 9.30 Uhr vorm Terminal abholte. Beim Vermieter unseres Campervans angekommen, bekamen wir die übliche Einweisung in das Fahrzeug und gewisse Regeln, wie Geschwindigkeitsbegrenzung bis 100 km/h erläutert. Danach machten wir uns mit der Metro (endlich konnte man die Leute in einer für uns gängigen Sprache nach Dingen fragen ohne dass achselzuckend weitergegangen wird) in die Innenstadt Aucklands auf. Dort angekommen schlenderten wir etwas an der Waterfront umher, durch den Yachthafen bis zum Skytower. Von dort genossen wir auf 220 m Höhe eine 360° Aussicht über Auckland und Umgebung. Auf dem Rückweg zur Metrostation besichtigten wir noch kurz das Rathaus bevor es gegen 17 Uhr zum Camper zurück ging. Unsere Nacht verbrachten wir westlich von Auckland in Piha auf einem Campingplatz nicht weit vom Strand entfernt, an dem wir zuvor den Sonnenuntergang betrachtet hatten.
Den kommenden Morgen ließen wir ruhig angehen. Wir gewöhnten uns an unser neues Zuhause, versuchten etwas Ordnung hineinzubekommen und machten uns gegen 11 Uhr auf den Weg zum Mount Eden, die höchste Erhebung in Auckland. Nach einem kurzen Anstieg vom Parkplatz aus, hat man einen klasse Rundblick über die Stadt. Leider war es an diesem Tag sehr windig und so fiel unser Besuch dort oben eher etwas kürzer aus.
Wir verließen Auckland in Richtung Süden. Ganz spontan machten wir einen Abstecher bei Miriams Gasteltern bzw. Ihrer Austauschschülerin. Sie wohnt mittlerweile mit ihrem Mann und ihren drei Kindern in Paoroa auf einer Farm mit knapp 500 Schafen. Da wir aber etwas zu früh dran waren, besichtigten wir davor die Karangahake Schlucht. Dort wurde Anfang des 20. Jahrhunderts goldhaltiges Quarz abgebaut und mithilfe verschiedener Chemikalien das Gold herausgefiltert. Die alten Stollen, Schienen und Gemäuer sind heute noch erhalten und können auf einem kleinen Wanderweg innerhalb einer Stunde besichtigt werden.
Danach wurden wir sehr herzlich von Robyns Eltern empfangen und zum Abendessen eingeladen. Später schaute noch Robyn vorbei. Zusammen unterhielten wir uns und schauten das Rugbyspiel zwischen den rivalisierenden All-Blacks (Neuseeländische Nationalmannschaft) und den Wallabys (australische Nationalmannschaft) an. Neuseeland gewann das Spiel recht deutlich mit 37:20.
Der nächste Morgen begann mit einem ausgiebigen Frühstück. Ganz klassisch für Neuseeländer gab es WheetBix, Müsli und Orangenmarmelade bei einer heißen Tasse Tee. Danach holte uns Robyn zum Gottesdienst in der örtlichen Baptistengemeinde ab. Nach dem Gottesdienst gab es Hähnchensandwiches zum selbst belegen. Typisch neuseeländisch gab es zum Hähnchen Guacamole, Mayonnaise, frische Tomaten, Salat und Chips dazu.
Am Nachmittag ging es dann in 15 Minuten Fahrzeit zu Robyn und Phillip auf die Farm. Das hieß aber noch lange nicht, dass wir bei ihrem Haus angekommen waren. Zuvor durchfuhren wir auf dem ca. 3 km langen teils sehr steilen, steinigen Feldweg drei Gatter. Das Haus stand auf einer kleinen selbst ausgebaggerten Fläche. Drum herum verschiedene Gerätschaften, eine große Garage mit Wellblechdach und ein PickUp. Das Haus selbst ist noch im Rohbau, zumindest von außen. Innen ist es bis auf die Zimmertüren fast fertig. Die Strom- und Wasserversorgung musste auf Grund der Abgeschiedenheit selbst organisiert bzw. konstruiert werden. Am nahegelegenen Bach wurde dafür eine Staustufe errichtet von der das Wasser durch Rohre zu einer Turbine geführt wird. Diese erzeugt ca. 5A Strom Tag und Nacht. Damit werden Batterien geladen. Außerdem wurden kürzlich auf das Garagendach Photovoltaik Solarmodule installiert. Die 52V der Batterien, die aus dem Schiffsbau stammen, werden dann über einen Konverter in 230V Wechselspannung transferiert, sodass alle haushaltsüblichen Geräte betrieben werden können. Die Wasserversorgung wird über zwei Wege gewährleistet. Zum einen gibt es circa 60m über dem Wohnhaus eine Hütte zum Schafe scheren, von dem aus Regenwasser in 2 60 000 L Behälter fließen. Um den Wasserdruck zu minimieren gibt es nochmals einen Zwischenbehälter auf halber Höhe. Dieses Wasser wird für alles verwenden. Spülen, waschen mit der Waschmaschine, Duschen, Klospülung etc. Das Trinkwasser wird in 10 L Behältern im Supermarkt gekauft. Auch einen Anschluss an die örtliche Kläranlage gibt es dort oben nicht. Das Abwasser wird mithilfe einer Sickergrube in drei Schritten gereinigt und am Ende auf eine Fläche gespült wo es abtrocknet.
Mit den Kindern zusammen sind wir hoch zur Scherhütte gelaufen. Dort hatten wir einen wunderbaren Ausblick über das gesamte Grundstück. Auch haben wir dort (natürlich mit Erlaubnis des Grundstückseigentümers) die Drohne fliegen lassen. Uns wurde erzählt, an klaren Tagen können man sowohl die eine als auch die anderen Seite der Küste erkennen.
Am Nachmittag machten wir noch einen kurzen Abstecher an die Ostküste. Dort spazierten wir im Abendlicht am Strand entlang, bevor es zum Abendessen in Phillips Eltern ihrem Sommerhaus Fish & Chips oder wahlweiße Hamburger in neuseeländisch abgewandelter Form mit rote Beete und Avocado gab. Spät kamen wir zuhause an, wo schon drei kleine Waisenlämmchen darauf warteten von uns die Milchflasche zu bekommen.

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