Dass wir auf unserer Reise oft früh aufstehen würden, war uns im Vorfeld schon bewusst, also könnte man denken es würde sich ein Gewohnheitseffekt einstellen. Doch jedes Mal aufs neue, wenn der Wecker klingelt ist man versucht ihn auszuschalten, sich rum zu drehen und weiterzuschlafen. Heute klingelte er uns um 4.30 Uhr für einen ganz bestimmten Zweck heraus. Wir wollten bei den ersten Sonnenstrahlen am bekannten Strand der „Cathedral Cove“ sein. Da der Parkplatz von Anfang Oktober an für Fahrzeuge gesperrt ist, hieß es also den ca. 2 Kilometer langen und steilen Anstieg zum Eingang des Nationalparks in aller Herrgottsfrühe zu Fuß zu gehen. Ausgestattet mit Stirnlampe, Stativ, Kamera, Wasser und einem Rucksack stapften wir los. Am Eingang des Parks empfingen uns einige Hinweisschilder über die Beschaffenheit und Länge der Tracks sowie die umgebenden Inseln und die Tier- und Pflanzenwelt (Flora & Fauna 😉 ). Nach ca. 1 Stunde Fußmarsch erreichten wir den Strand. Es war kurz nach 6 Uhr als die ersten Sonnenstrahlen über die dünne Wolkenschicht über dem Horizont die Felsformation anstrahlte. Zuerst noch etwas zaghaft doch dann in leuchtendem gelborange kommt der Felskegel aus Kalksandstein immer mehr zur Geltung. Die Höhle, die durch Meer und Wind über Jahrtausende ausgespült wurde gibt der Formation den letzten Schliff. Ich bin ganz fasziniert und komme aus dem fotografieren gar nicht mehr heraus. Der Rückweg kommt mir irgendwie nun kürzer vor. Vielleicht liegt es daran, dass unser Frühstück im Camper auf uns wartet und uns der Magen zwischen den Knien hängt.
Nach einem anstrengenden Morgen führte unsere Fahrt weiter zum „Hot Water Beach“. An diesem Strand kann mehrere Stunde vor und nach Ebbe mit einer Schaufel oder von Hand ein wenige Zentimeter tiefes Loch gebuddelt werden und das Wasser ist so heiß, dass es erst mit einer ankommenden Welle gemischt werden muss, bevor man das nun angenehm warme Wasser genießen kann. Leider ist das Wetter in Neuseeland zu dieser Jahreszeit sehr wechselhaft und unvorhersehbar, sodass es wie aus Kübeln schüttete und wir beschlossen weiter nach Rotorua zu fahren. Auf der Fahrt dorthin machten wir noch einen kurzen Abstecher im Supermarkt vorbei. Die dort angebotenen lokalen Grünlippmiesmuscheln inspirierten uns für unser Abendessen und so kauften wir 2 Kilogramm davon ein bisschen Weißwein und ein französisches Baguette fürs Abendessen. In Rotorua angekommen, waren leider die einzigen drei offiziell aufgeschilderten Freedom Campingplätze schon belegt. Wir fanden aber anhand von Internettipps einen Stellplatz an dem wir nicht weg geschickt werden sollten. Wir machten noch einen kleinen Spaziergang im Kuirau-Park mit verschiedenen brodelnden Teichen und Tümpeln bevor es ans Abendessen kochen ging. Die ca. 10-15 cm langen und sehr großen Muscheln waren so groß (oder unsere Töpfe so klein), dass wir zwei Töpfe randvoll machen mussten um alle Muscheln gleichzeitig dünsten (nicht kochen, das ist ein Temperaturunterschied von mindestens 40°C). 🙂
Nach einem leckeren Abendessen und einer erholsamen Nacht klingelte der Wecker um 7.30 Uhr. Diesmal nicht um irgendwo den Sonnenaufgang zu beobachten, sondern um schnell die Stadt verlassen zu können. Denn neben dem allgegenwärtigen Schwefelgestank der wie faulige Eier roch kamen auch noch mit Harry und Meghan das Prinzenpaar in die Stadt. Wir fahren etwas raus aus der Stadt in ein Waldgebiet. Dort wurden im Jahr 1901 kalifornische Redwoodbäume gepflanzt. Diese gedeihen im neuseeländischen Klima hervorragend und so wurde ein Hängebrückenpfad zwischen die Stämme gebaut um mehr darüber zu erfahren. Nach der Begehung schlenderten wir noch ein bisschen am Boden durch den Wald und setzten unsere Reise Richtung Süden fort. Rotorua ohne Thermalquellen, geht das überhaupt? Nein natürlich nicht und deshalb befolgten wir einen Tipp der uns schon in Valparaiso von zwei neuseeländischen Mädels gegeben wurde, nicht in eines der unzähligen kostenpflichtigen Thermalbäder in Rotorua selbst zu gehen sondern etwas außerhalb uns den Kerosin Creek anzuschauen. Das ist ein kleiner Bach, nicht arg viel breiter wie drei Meter, doch anders als man als Europäer erwarten würde war das Wasser schätzungsweise 40°C warm. Wir packten also unsere Badesachen, ja genau WIR, ich auch, und setzten uns ins angenehm warme Wasser. Doch das Wasser war sehr trüb und optisch hatte der Bach auch wenig zu bieten und so entschieden wir uns das Thermal Wunderland Wai-o-tapu zu besuchen. Das geothermale Gebiet hat neben vielen Matschpools, Schwefelhöhlen und Sinterterassen auch Heißwasserquellen in allen möglichen Farben zu bieten. Der Park ist mit mehreren Rundwegen durchzogen und jeder kann nach Kondition und Ausdauer den für sich passenden Rundweg heraussuchen. Wir als Schwaben haben natürlich den längsten Rundweg gewählt, denn was bezahlt ist muss auch angeschaut werden ;-). Zum Schluss kam dann noch das Highlight! Ein knallgelber, fast grünlicher Pool, der seine Farbe je nach Wetter und Sonneneinstrahlung von gelb bis grün ändert. Und wäre das nicht genug an Wasser für den heutigen Tag gewesen, fuhren wir weiter nach Süden zu den Hukafalls, bei denen sich 200.000 L Wasser pro Sekunde durch einen 15m breiten und 235m langen Kanal. Ein unglaubliches Naturschauspiel zum Ende des Tages!
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