Die längste Strecke zwischen zwei unserer Stopps lag nun vor uns. Diese unterbrachen wir nach knapp 400 Kilometern für eine Nacht in Yeppoon. Am darauf folgenden Tag ging es weiter nach Bundaberg. Dort kamen wir gegen Nachmittag an und Eva nutzte die Gelegenheit und das schöne Wetter um im Meer baden gehen zu können. Für mich war es zu windig und das Wasser zu kalt. Für den nächsten Tag hatten wir eine Destillerieführung in der bekannten Rumdestillerie in Bundaberg auf 11 Uhr gebucht.
Schon als wir in die kleine Stadt fuhren konnte man einen merkwürdig, süßlichen Duft wahrnehmen. Die Destillerie, die zu einer englischen Firma gehört, unter dessen Namen unter Anderem auch Captain Morgan vermarktet wird, produziert seinen Rum ausschließlich in Bundaberg. Rings um Bundaberg erstrecken sich Kilometer an Zuckerrohrfeldern. Das ist der Rohstoff der für den Ruhm benötigt wird. Die Melasse, ein Abfallprodukt bei der Zuckerherstellung, die dazu notwendig ist wird nur aus der eigenen direkt angegliederten Zuckermühle bezogen. Auch das Zuckerrohr wird nur regional verwendet. Die Melasse, die bei der Zuckerherstellung zwischen Juni und Dezember entsteht, wird über unterirdische Pipelines von der Zuckermühle in ein 15 Millionen Liter großes Becken gefüllt. Das ist der Vorrat für das nächste Jahr.
Die Melasse wird dann mit hauseigener gezüchteter Hefe (Saccharomyces Cerevisae, für die Biochemiker unter euch) und Wasser versetzt und in den Gärbottichen für 48 Stunden gären lassen. Danach hat die Flüssigkeit 8% Alkoholgehalt. Nun wird die braune, trübe Brühe gefiltert und danach destilliert. Beim Destillieren steigt der Alkoholgehalt auf 78% und wird danach in Weißeichenfässer, Portweinfässer oder ähnliches abgefüllt wo der Rohrum für mindestens 2 Jahre ruhen muss. Während dieser Zeit gehen die verschiedenen Aromen aus dem Fass in den Ruhm über und verleihen ihm den einzigartigen Geschmack so dass er dann in Flaschen abgefüllt wird. Der Rum wird nahezu ausschließlich in Australien getrunken, ein geringer Prozentsatz wird nach Neuseeland exportiert und nur 1 % des in Bundaburg produzierten Rums ist für den Rest der Welt bestimmt – meistens Länder, in denen Australier leben.
Die Führung war neben den zahlreichen Informationen sehr interessant, auch wegen einer Kostprobe von Melasse – dem Rohstoff des Rums – und nach der Führung dem Endprodukt. Dort hatten wir die Möglichkeit die Jahrgänge 2016 und 2017, die in London zu den weltbesten Rums der Welt gekürt wurden, zu probieren. Nach so vielen Informationen knurrte uns der Magen, so dass wir zurück am Campingplatz etwas zum Mittagessen machten. Nach einem eher entspannten Nachmittag stand ein frühes Abendessen an, da wir um 19:30 Uhr eine Schildkrötenführung gebucht hatten. Dazu sind wir ins nahegelegene Mon Repos zum Schildkrötenzentrum gefahren, wo es im Museum erstmal viele Informationen zu den Schildkröten in Bundaberg gab, außerdem wurden die Besucher in 3 Gruppen eingeteilt, wir waren der frühen Buchung sei Dank in Gruppe 1. Währenddessen patrouillierten am Strand, der für die Öffentlichkeit zwischen 6 Uhr abends und 6 Uhr morgens gesperrt ist, Forscher und Freiwillige auf der Suche nach Schildkröten (zu 95% unechte Karettschildkröten), die zum Eier ablegen an den Strand kommen.
Den Informationsfilm konnten wir schon gar nicht mehr zu Ende schauen, da unsere Gruppe schon eher früh an den Strand gerufen wurde, wo wir dann allerdings noch lange warten mussten. Sobald eine Schildkröte am Strand gesichtet wird, rufen die Freiwilligen die Gruppe, damit die Besucher möglichst viel des Legeprozesses mitbekommen. Um die Schildkröten nicht zu sehr zu stören, wird die Gruppe allerdings erst zur Schildkröte geführt, wenn diese damit begonnen hat, das Nest zu buddeln, da sie dann nicht mehr viel mitbekommt. Und das kann je nach Schildkröte und deren Erfahrung dauern. „Unsere“ Schildkröte hat dieses Jahr zum ersten Mal Eier gelegt und war daher noch eher unerfahren, so dass sie sich mehr Zeit ließ. Außerdem gefiel ihr das erste Nest, das sie gegraben hat, nicht und so hat sie einige Meter näher zum Strand ein zweites Loch gegraben und wir konnten den gesamten Prozess beobachten. Es ist echt erstaunlich, wie geschickt die Schildkröten mit ihren Hinterflossen immer tiefer in den Sand buddelt um den Eiern die bestmögliche Chance zum schlüpfen zu geben. In das zweite Nest hat die Schildkröte dann auch 136 Eier gelegt. Allerdings waren die Forscher der Meinung, dass das Nest zu nahe am Strand gelegen war und haben daher die Eier wieder ausgegraben, gezählt und in ein bereits vorbereitetes Nest weiter oben am Strand umgelagert – wobei wir helfen durften – , so dass das Nest eine etwa 80%ige Wahrscheinlichkeit hat, dass auch Schildkröten schlüpfen (zumindest nach Meinung der Forscher). Außerdem wurde die Schildkröte während des Eierlegens vermessen und untersucht. Sie war dieses Jahr schon das dritte Mal am Strand mit jeweils 2 Wochen Abstand. Nur eine von 1000 Schildkröten schafft es, im Alter von etwa 30 Jahren wieder an den Strand zurückzukommen, an dem sie geboren wurden, um selbst Eier abzulegen. Durch die Arbeit der Forscher in Mon Repos gelang es, ass die Population der Schildkröten wieder leicht zunimmt. Die Schwierigkeit ist dabei, eben einen sehr langen Atem für Ergebnisse zu haben, denn Maßnahmen die heute gemacht werden wirken sich erst Jahrzehnte später aus.
Am nächsten Morgen ging es weiter nach Noosa, wo wir bei bewölktem Himmel eine kurze Wanderung an der Küste entlang zu Noosa Heads und Hell’s Gate gemacht haben. Leider mussten wir feststellen, dass die Campingplätze in Noosa unwahrscheinlich teuer sind, so dass wir auf einem öffentlichen Parkplatz mit Toilette übernachtet haben.
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