Der letzte Teil unserer Reise bricht an. Vor uns liegen die letzten 5 Wochen, die wir auf dem vierten und letzten Kontinent unserer Weltreise verbringen werden. Gleichzeitig liegt aber auch der längste Flug mit 14 Stunden vor uns. Vom Flughafen ging es mit einer der größten Passagiermaschinen der Boing 747-400 nach Johannesburg. Zu unserer Überraschung hatten wir im Online-Checkin Sitzplätze direkt hinter der Premium-Economy-Class bekommen. Das bedeutete sehr viel Beinfreiheit auf diesem langen Flug. Das Entertainment an Bord war sehr umfangreich und aktuell, sodass der Flug mit einigen kurzen Schlafpausen schnell vorüber ging. Gegen 17 Uhr Ortszeit stiegen wir zwar nicht erholt aber einigermaßen fit aus dem Flieger. Leider dauerte danach die Passkontrolle für nicht Südafrikaner über eine Stunde. Die Dame vom Mietwagenverleih war schon am zusammenpacken als wir es endlich aus der Sicherheitszone schafften. Die Übergabe des Autos war kein großes Problem. Danach fuhren wir zu unseren Freunden im Nordwesten Johannesburg. Als wir dort ankamen war es schon dunkel. Wir wurden sehr herzlich empfangen. Zum Abendessen gab es, wie kann es in Südafrika auch anders sein, Braai. Wer sich jetzt fragt Braai, was’n das? Ganz einfach ist es nicht erklärt, zumindest aus meinen Beobachtungen nicht. Salopp gesagt ist es grillen, doch jeder Südafrikaner würde mir widersprechen mit dieser deutschen Auffassung der Zubereitungsart. Es ist viel mehr als schnödes kochen. Man könnte es fast als eine Art Lebenseinstellung bezeichnen. Es ist ein gemütliches beisammen sein bei einem Bier oder Savanna (Cidre oder Apfelwein). Meist gibt es eine klare Aufgabenverteilung zwischen Mann und Frau. Der Mann mit seinen männlichen Gästen steht am Grill oder Braai und kümmert sich ums Fleisch, während die Frauen in der Küche stehen und sich um die Beilagen wie Salat, Pap (Maisbrei) und Getränke kümmern. Aber auch am Grill gibt es eine Ordnung. Hier wird über vieles diskutiert, ob es persönliches oder politisches ist, doch eines wird niemals in Frage gestellt; die Autorität, das Können und die Erfahrung des Chefs am Grill. Er weiß meist aus langjähriger Erfahrung wann das Steak richtig und die Wurst knusprig genug ist. Alles in allem ein sehr schöner Abend um in Südafrika erstmal anzukommen und sich zu Hause zu fühlen. Den Heiligen Vormittag am 24. Dezember ließen wir sehr ruhig angehen. Wir nutzten die Ruhe aus um uns ein bisschen von der Zeitverschiebung zu erholen.
Anschließend statteten wir dem Apartheidsmuseum in Soweto einen Besuch ab. Dort gab es neben interessanten Dokumentationen über das Leben während der Apartheid sowie den Freiheitskampf der Schwarzen und Farbigen auch eine große Ausstellung zu Mandela, seinem Leben, den 27 Jahren im Gefängnis auf Robben Island und seiner Präsidentschaft, die auf seinen Wunsch nur eine Amtszeit dauerte – schließlich war er bei seiner Wahl zum Präsidenten bereits 75. Madiba, wie er in Südafrika auch genannt wird, war der erste schwarze Präsident des Landes und hat sein Leben lang gegen die Rassentrennung gekämpft.
Im Museum gibt es viele Fotos und Filme zu sehen, aber auch unzählige Texte zu lesen, die zwar sehr informativ war, mit der Zeit aber auch – vor allem da alles in Englisch ist – auch ein bisschen zu viel.
Nach diesem Bildungspunkt und einem Besuch in einer amerikanischen Fastfood-Kette sind wir zurück zu unseren Freunden gefahren. Am Abend waren wir dann im deutsch-englischen Weihnachtsgottesdienst mit englischsprachiger Predigt, bevor wir mit unseren Freunden und den Freiwilligen aus der Gemeinde Weihnachten gefeiert haben mit Schnitzel vom Grill, echtem schwäbischem Kartoffelsalat, diversen anderen Salaten und Dessert.
Am nächsten Morgen haben wir ausgeschlafen und sind nach dem Frühstück nochmals in den Gottesdienst gegangen – dieses Mal komplett in Englisch. Aber die Melodien waren häufig die gleichen wie von deutschen Weihnachtsliedern, so dass wir größtenteils trotzdem mitsingen konnten. Nach dem Mittagessen fuhren wir zu unserer nächsten Station, den Drakensbergen. Nach rund 5 Stunden Fahrt kamen wir kurz vor Sonnenuntergang in der Witsieshoek Mountain Lodge an, unserem Quartier für die nächsten 2 Nächte und aßen im Restaurant zu Abend. Nach dem Frühstück ging es am nächsten Morgen mit einem Shuttle, den wir am Vortag gebucht hatten zum Ausgangspunkt des Chain Ladder Walks. Die Straße dorthin war eine sehr schlechte Erdstraße mit vielen Löchern und Steinen, so dass wir auf Empfehlung auf den Shuttle zurückgriffen anstelle mit unserem Mietwagen zu fahren. Mit uns waren noch 2 weitere deutsche Paare im Shuttle und so hat sich auf der Wanderung sehr schnell eine Gemeinschaft gebildet und wir sind den Weg zusammen gelaufen. Auf dem Weg gab es verschiedene Flora und Fauna zu sehen. Der Weg war die meiste Zeit in der Sonne, so dass es anstrengend war, die rund 18 km rauf und wieder runter zu wandern. Aber es gab atemberaubende Aussichten auf die umliegenden Berge, das Amphitheater (ein wie ein Amphitheater aussehender Teil der Abbruchkante) und das Ziel waren die Tugela-Wasserfälle, die mit 948 Metern zweithöchsten Wasserfälle der Welt, die sich aber mangels genügend Regen als kleines Rinnsal entpuppten. Auf dem Weg gab es zwei Kettenleitern zu überwinden, die teilweise etwas wackelig waren und auf dem Rückweg haben wir den Weg über die Schlucht gewählt, die allerdings aufgrund von Geröll sehr anstrengend war. Nach der anstrengenden Wanderung hatten wir uns das Abendessen im Restaurant redlich verdient.


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